Wie oft sagen wir Sätze wie: „Man müsste mehr Sport machen“ oder „Man sollte weniger naschen“? Diese Formulierung ist uns so vertraut, dass wir kaum darüber nachdenken, was sie wirklich bedeutet. Doch wenn wir uns genauer ansehen, wie häufig wir „man“ verwenden, stellen wir fest: Wir distanzieren uns von unserem eigenen Handeln und schieben so die Verantwortung von uns weg.

Das Sprechen in der dritten Person wirkt harmlos, kann aber tiefgreifende Auswirkungen auf unser Denken und Handeln haben. Es scheint, als würden allgemeine Regeln gelten, anstatt dass wir uns selbst aktiv einbeziehen. Dieser Artikel beleuchtet, warum wir uns so oft hinter „man“ verstecken, wie uns das von unserer Verantwortung trennt und was wir tun können, um dies zu ändern.

Warum wir uns hinter 'man' verstecken

Die Verwendung von „man“ in unserer Alltagssprache ist tief in unserer Kultur und Kommunikation verwurzelt. Oftmals sind wir „man“, um unsere Aussagen allgemein zu benutzen. Dadurch wird vermieden, dass wir ausdrücklich „ich“ sagen müssen. Auf diese Weise bleibt der Fokus nicht auf uns und unseren eigenen Entscheidungen. Stattdessen schaffen wir eine diffuse Allgemeingültigkeit, die weniger persönlich wirkt.

Psychologisch gesehen dient die Verwendung von „man“ oft als Schutzmechanismus. Indem wir das Sprechen über uns selbst in die dritte Person verlagern, schaffen wir eine Distanz zu unangenehmen Themen oder Fehlern. Dies kann uns schnell helfen, schwierigen Gefühlen auszuweichen. Ein Beispiel wäre der Satz: „Man sollte wirklich weniger arbeiten“, was viel weniger verbindlich und konkret klingt als „Ich arbeite zu viel und muss meine Work-Life-Balance verbessern".

Im Alltag nutzen wir „man“ häufig auch in Sätzen wie „Man müsste mehr Sport treiben“ oder „Man sollte auf seine Ernährung achten.“ Dies klingt nach allgemeinem Wissen, entlässt uns aber aus der persönlichen Verantwortung, uns tatsächlich um diese Themen zu kümmern. Es bleibt ein unausgesprochener Vorschlag, dem wir nicht nachkommen müssen.

Das Problem: weniger Verantwortung und mehr Distanzierung

Wenn wir ständig in der dritten Person über uns selbst sprechen, vermeiden wir es, Verantwortung für unser eigenes Handeln zu übernehmen. Durch das „man“ schaffen wir eine Distanz zwischen uns und unseren Handlungen. Es klingt, als wären es allgemeine Regeln oder Vorschriften, die für alle gelten, ohne dass wir persönlich in die Pflicht genommen werden. Diese Distanzierung kann zu Passivität und Handlungsunfähigkeit führen.

Indem wir uns nicht direkt mit „ich“ ansprechen, bleiben wir in einer Beobachterrolle. Das „man“ erschafft die Illusion, dass wir nicht aktiv eingreifen oder die Kontrolle übernehmen können. Diese Formulierung verhindert, dass wir echte Verantwortung für unsere Entscheidungen und deren Konsequenzen übernehmen. Ein Beispiel: „Man hätte wirklich mal früher ins Bett gehen müssen.“ Es klingt nach einer neutralen Aussage, die wenig Verpflichtung zur tatsächlichen Handlung mit sich bringt.

Durch diese Distanzierung von unserem eigenen Verhalten wird auch die Reflexion über unsere Handlungen erschwert. Wir fragen uns seltener: „Warum mache ich das?“ oder „Was kann ich ändern?“ Die Verwendung von „man“ hält uns davon ab, uns mit unseren inneren Motiven und Verhaltensmustern auseinanderzusetzen. Damit bleiben wir in alten, möglicherweise ungesunden Routinen stecken, ohne den Anstoß zur Veränderung zu finden.

Verantwortung übernehmen: Der erste Schritt zur Veränderung

Der erste Schritt zur Veränderung liegt darin, sich dieser Sprachgewohnheit bewusst zu werden. Sobald wir merken, dass wir „man“ statt „ich“ verwenden, können wir innehalten und uns fragen: „Warum formuliere ich das?“ Dies schafft die Grundlage dafür, Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu handeln. Es geht darum, das „man müsste mal…“ in ein „ich werde…“ zu verwandeln. Dieser sprachliche Wechsel wirkt vielleicht klein, hat aber große Auswirkungen auf unser Denken und Handeln.

Die bewusste Verwendung von „ich“ anstelle von „man“ stellt sicher, dass wir unsere Aussagen und Absichten klar formulieren. Anstatt zu sagen „Man sollte mehr Sport treiben“, heißt es dann: „Ich werde mehr Sport treiben.“ Diese Klarheit in der Sprache fördert Klarheit im Denken und führt dazu, dass wir unsere Entscheidungen selbstbewusster treffen und umsetzen.

Das Übernehmen von Verantwortung durch eine bewusstere Sprachwahl stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Es zeigt uns, dass wir die Fähigkeit haben, unser Leben aktiv zu gestalten und Veränderungen einzuleiten. Indem wir das „ich“ ins Zentrum stellen, erkennen wir, dass wir nicht nur Beobachter unseres Lebens sind, sondern auch die Gestalter. Also setzen wir den ersten Schritt zu echten Veränderungen.

Praktische Tipps: Die „man“-Falle im Alltag vermeiden

Um die „man“-Falle zu vermeiden, ist der erste Schritt, ein Bewusstsein für die eigene Sprache zu entwickeln. Achte im Alltag bewusst darauf, wie oft du „man“ sagst, wenn du eigentlich „ich“ meinen würdest. Diese bewusste Wahrnehmung ermöglicht es dir, deine Sprachgewohnheiten zu hinterfragen und zu ändern. Ein ähnliches Beispiel wäre: „Man müsste mal aufräumen.“ Hier kannst du innehalten und stattdessen sagen: „Ich werde jetzt aufräumen.“

Um die Verantwortung im Alltag noch gezielter zu übernehmen, kannst du dir einen kleinen Reminder setzen. Wann immer du merkst, dass du „man“ sagst, versuche, den Satz direkt umzuwandeln. Eine Woche lang kannst du diese Übung üben und beobachten, wie es deine Einstellung zu deinen eigenen Handlungen verändert. Diese kleinen Änderungen in der Sprache werden sich bald auch in deinem Verhalten widerspiegeln.

Ein weiterer praktischer Tipp ist, Verantwortung in kleinen Schritten zu übernehmen. Du musst nicht sofort alles ändern, sondern kannst dir kleine, erreichbare Ziele setzen. Beispielsweise könntest du den Satz „Man sollte weniger am Handy sein“ in „Ich werde heute nur eine Stunde am Handy sein“ umwandeln. Diese klaren, konkreten Ziele geben dir das Gefühl, Kontrolle zu haben und motivieren dich, tatsächlich zu handeln.

Fazit

Unsere Sprache hat einen enormen Einfluss auf unser Denken und Verhalten. Das häufige Verwenden von „man“ führt dazu, dass wir uns von unserem eigenen Handeln und unserer Verantwortung distanzieren. Indem wir bewusst „ich“ statt „man“ verwenden, übernehmen wir wieder die Kontrolle über unser Leben und unsere Entscheidungen.

Verantwortung zu übernehmen, beginnt mit einem bewussten Sprachwechsel. Es zeigt, dass wir nicht passiv sind, sondern aktiv unsere Lebensgestaltung in die Hand nehmen können. Wenn du anfängst, Verantwortung für deine Worte zu übernehmen, wird dies auch deine Handlungen positiv beeinflussen. Der erste Schritt zur Veränderung liegt in deiner Sprache – und damit auch in dir selbst.